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Von Ober-Mörlen nach Seewis in der Schweiz

Radtour im Juli 2005


       


Freitag, 22. Juli 2005

Wieder mal auf Tour und endlich mal wieder im Zelt!

Trixi arbeitet wieder einmal in einem Seminar in der Schweiz mit, fährt morgen los nach Seewis, nicht weit von Chur und Davos. Ich habe beschlossen, nicht die ganze Woche dort zu verbringen, sondern erst mal vier bis fünf Tage mit dem Rad dort hin zu fahren. Eigentlich sollte es heute morgen losgehen, dann habe ich die Abfahrt auf mittags verschoben, weil ich das Fahrrad noch fertig machen musste. Und dann hat es den ganzen Vormittag geregnet, so dass ich die Abfahrt schon auf morgen verschieben wollte.

Als es dann nach dem Mittag trocken blieb, bin ich doch noch um kurz vor 16 Uhr losgefahren.

Zur Fahrtroute: Zunächst wollte ich östlich an Frankfurt vorbei, dann durch den Odenwald an den Neckar, diesen hinauf, durch die Schwäbische Alb und über Bregenz ins Rheintal.
Heute habe ich dann umdisponiert:
Durch die Wetterau nach Frankfurt-Harheim, von dort an der Nidda bis zur Mündung in Höchst und weiter den Main hinunter. Das erste Stück am Main von Höchst bis Hattersheim geht über Land, weil es wegen des riesigen Gewerbeparks (früher Farbwerke Höchst) dort über viele Kilometer keinen Uferradweg gibt. Um 20:30 Uhr bin ich auf dem Campingplatz in Mainz-Kastell angekommen.

Hier stehen erstaunlich viele Zelte, unter anderem von einer Gruppe junger Franzosen. Das Sanitärgebäude ist sehr einfach mit offener, von Spinnweben "verkleideter" Dachkonstruktion und in den Duschen auf die Fliesen geschraubten Kupferwasserleitungen. Dafür braucht man aber auch keine Duschmarken und morgen früh gibt´s Brötchen. Von hier hat man einen guten Blick auf die Mainzer "Skyline" mit dem Dom. Übrigens gehört Mainz-Kastell nicht zur rheinland-pfälzischen, sondern zur hessischen Hauptstadt, heißt also vollständig "Wiesbaden-Mainz-Kastell". Morgen werde ich in Mainz noch mal versuchen, die Radkarte für die folgende Etappe zu bekommen. In Friedberg und Bad Nauheim war sie überall ausverkauft. So, jetzt wird geschlafen!

Statistik 1. Tag


Samstag, 23. Juli 2005

Heute habe ich die vorher angepeilte Tagesetappe geschafft. Das ist mir zwischendurch ganz schön sauer geworden. Jetzt rächt es sich, dass ich in den letzten drei Monaten zu viel gearbeitet und mir kaum Zeit zum Rad fahren genommen habe. Trotz mehrmaliger Melkfetttherapie konnte ich kaum noch sitzen. Die Beinmuskeln haben weit weniger Probleme gemacht.

Vom Campingplatz war ich heute morgen in wenigen Minuten in Mainz, wo ich gleich beim ersten Versuch bei Buch-Habel in der Fußgängerzone die lang gesuchte Radwanderkarte bekommen habe. Dann ging's am Rhein weiter (auf nicht sehr gutem Uferweg - viel Schotter) - bis Oppenheim und von da "über Land" nach Worms. Nach Ludwigshafen in größerem westlichen Bogen - ich bekam das Gefühl auf der "tour de chemie" zu sein. Gestern ging's am Main viele Kilometer um das Gelände der ehemaligen Farbwerke Höchst herum und heute um die mindestens eben so große BASF.

Die Fahrt durch Ludwigshafen auf meist gut markierten und ausgeschilderten Radwegen zieht sich ewig hin. Danach geht's fast durchgehend auf dem Rhein-Hauptdeich nach Süden bis Speyer.
Weinberg bei Oppenheim

Weil es da schon 19:00 Uhr war, habe ich den Dom und anderes links liegen lassen um den Rhein Richtung Campingplatz zu überqueren. Es gibt eine Zufahrt zum Rad- und Fußweg über die Brücke. Die Suche danach ist wirklich empfehlenswert! Weil ich sie nicht gefunden habe bin ich die Autoauffahrt hoch gefahren und war dann froh dass ich mein Rad oben mühsam über die Trennmauer auf den Radweg wuchten konnte.

Jetzt bin ich 15 km weiter auf einem überfüllten Campingplatz am St.-Leon-See. Überfüllt, weil morgen Formel-1-Rennen auf dem nahe gelegenen Hockenheimring ist. Hier ist deshalb alles voller Ferrari- und anderer Rennfans. Ich musste meinen ganzen Charme aufbieten, um noch einen Platz zu kriegen. Auf dem See hat's eine Wasserski-Schleppanlage (heißt das so?).

Von hier aus sind keine Berge zu sehen, aber morgen will ich auf dem "Heidelberg- Schwarzwald-Bodensee-Radweg" in den Schwarzwald "einfallen" um ihn in Richtung Bodensee zu durchqueren.


Sonntag, 24. Juli 2005

Es regnet in Strömen! Es ist 21:00 Uhr und ich hab's vor einer dreiviertel Stunde grad' so bis zum Campingplatz geschafft.

Bruchsal Heute morgen hat die Sonne gleich ordentlich gebrannt. Den HSB (Heidelberg-Schwarzwald-Bodensee-Radweg) hab ich auch gleich gefunden. Bei Kronau nahm der Weg dann einen ganz anderen Verlauf als auf der ADFC-Karte. Das wurde erst dann zum Problem, als ich irgendwo ein Schild übersehen habe und nicht mehr weiter wusste.

Der Entschluss, über Bruchsal nach Bretten zu fahren, hat mich dann wieder auf den ausgeschilderten "HSB" zurück geführt. Die Freude war aber zu früh! Eine so chaotische Radwegführung mit unmöglicher, lückenhafter Beschilderung wie in Bruchsal habe ich noch selten erlebt!
Schließlich hat mir eine nette Bruchsalerin den ganz einfachen Weg in die richtige Richtung gewiesen, so dass ich nach einer mit Suchen vertrödelten halben Stunde endlich weitergekommen bin.

In Bretten war dann gemütliche Rast angesagt. Das Städtchen ist bestimmt sehenswert. Vielleicht hab ich irgendwann mal mehr Zeit. Später in Pforzheim war's auch nicht ganz einfach mit dem richtigen Weg. Da ich aber schon mehrfach mit Auto oder Motorrad von dort durchs Nagoldtal gefahren bin, war's kein großes Problem den Weg dorthin zu finden.

Der Rest der heutigen Tour lief ganz gut. Pforzheim - Bad Liebenzell - Calw - Wildberg - Nagold, die ganze Strecke im Tal der Nagold steigt moderat und bequem zu fahren (von einigen kurzen steilen Steigungen abgesehen) langsam an.
Bretten
Die Nagold Jetzt bin ich auf einem Campingplatz in Nagold. Die Plätze in Calw und hinter Wildberg (mit "Pfannkuchenrestaurant") habe ich "verschmäht", weil ich noch ein paar Kilometer hinter mich bringen wollte.

Der Platz liegt versteckt hinter der großen Halle eines Sägewerks. Wenn ich ihn nicht vom Radweg (auf der anderen Talseite) entdeckt hätte, hätte ich ihn kaum gefunden. Trotzdem bin ich erst mal vorbeigefahren, weil die Einfahrt mitten durchs Sägewerk geht. Hoffentlich fangen die morgens nicht allzu früh an zu sägen!

Der Wirt ist ein Slawe mit Sippe. Der Platz ist von der einfachen Kategorie. Damentoiletten, zwei gemischte Duschen (für Damen und Herren) und die Spüle sind hinter einer gemeinsamen Tür. Nur die Herrentoilette ist hinten um die Ecke. Aber es gibt eine Kneipe, wo man auch einfaches Essen bekommt.

Vor der Kneipe unter einem großen Pavillon, auf den der Regen prasselt, sitzt eine bunte Runde: Ein weißbärtiger Alter, der ausführlich seine Krankengeschichte erzählt, eine mittelalte versoffene Frau, die alle - auch mich - mit von der Dachtraufe "gezapftem" Schnaps versorgen will usw. Die meisten sprechen auch slawisch und scheinen irgendwie dazu zu gehören. Der jugoslawische Rotwein ist übrigens sehr lecker!

Grad hab doch gefragt und Auskunft bekommen: Der Platz gehört zum Sägewerk und der jugoslawische Wirt arbeitet seit Urzeiten dort als LKW-Fahrer.



Montag, 25. Juli 2005

Es ist Mittag (14:00 Uhr) und der Zug hält gerade in Spaichingen. Ich bin heute morgen um halb sieben von einem von mehreren nächtlichen Schauern wach geworden. Dieser "Schauer" aber ist hartnäckig. Er hat bis jetzt nicht aufgehört. Also bin ich von halb elf bis gegen halb eins in voller Regenmontur gefahren und das bei vielen langen Steigungen.

Nach Horb ging's dann ca. sechs km ordentlich bergab. Natürlich war ich danach völlig durchgefroren und habe in einer Bäckerei bei einer heißen Schokolade und einem belegten Brötchen die Bescherung draußen beobachtet. Als der Regen kurz aufhörte, hab ich noch einmal erwogen doch weiter zu strampeln. Nachdem es erneut weiter regnete, hab ich meine Tochter in Konstanz angerufen und um Nachtasyl gebeten.

Zweieinhalb Stunden später war ich mit dem Zug dort, habe einen gemütlichen Nachmittag und Abend (bei andauerndem Regen) verbracht und nebenher in der Wohnung und auf dem Balkon mein feuchtes bis nasses Zeug getrocknet.



Dienstag, 26. Juli 2005

Heute morgen sah's draußen besser aus. Nach gutem Frühstück mit Eva im Café ging's am See auf Schweizer Seite weiter, während der Regen mit leichtem Getröpfel letzte Rückzugsgefechte führte.

bei Arbon am Bodensee Der Seeradweg ist mit Schildern und Piktogrammen auf der Fahrbahn hervorragend markiert. Von Konstanz geht's gute 40 km am See entlang bis hinter Rorschach. Danach geht's als Route Nr. 2 (Rheinroute) und Nr. 9 (Seenroute) am Rheinoberlauf weiter, also genau in der Richtung die ich auch verfolge.

Gerade sitze ich übrigens auf der Terrasse eines österreichischen Lokals am Beginn des Rheintals (bzw. am bodenseeseitigen Ende). Hier brauche ich wenigstens keine Franken, sondern Euro. Hab nämlich noch keine Schweizer Franken.
Nachtrag am Abend: Es lief sehr gut! Nicht lange nach meiner Rast teilte sich der Weg. Einer ging direkt nach Buchs und der andere, der Rheinradweg mit der Nummer 2, in großem Bogen durch das breite Tal. Ich hab mich für ersteren entschieden.

Da konnte ich mit Rückenwind gut "Kilometer fressen". Der Weg ging immer direkt am Rhein entlang, oft über mehrere Kilometer schnurgerade und abseits jeder menschlichen Behausung. Nach annähernd 50 km war ich (völlig ohne Grenzstation) wieder in der Schweiz.

Da ging es weiter am Rhein entlang bis etwa auf der Höhe von Bad Ragaz. Dort ging's in Richtung Osten ziemlich heftig bergauf über Marienfeld in Richtung Davos.
am Rhein bei Buchs
bei Marienfeld Wenige Kilometer hinter Landquart (das ich auf dem Radweg "umgangen" habe) - nach der Durchquerung eines engen Felsdurchbruchs - geht es nach links einige Kilometer steil bergauf nach Seewis. Mit dem ganzen Reisegepäck konnte ich da nur noch - ziemlich mühsam - schieben. Schließlich bin ich nach einem heftigen Regenschauer gut in Seewis im Hotel Scesaplana angekommen.

Das Hotel ist ein Haus der Stiftung "Gott hilft", die auch in der Jugendarbeit praktische soziale Hilfen bietet. Dieses Haus ist wirklich einladend! Rebekka und Michel Bieri-Witzig sorgen für eine Atmosphäre, in der sich jeder Gast gut aufgenommen fühlt.

Radtouren von Seewis

In die Mountains

Die erste Radtour von Seewis habe ich in die "Bergwelt" unternommen. Inzwischen gibt es überall in den Alpen ausgeschilderte Mountainbike-Routen.

Von Seewis gibt es nur eine ausgeschilderte Mountainbikeroute in Richtung Scesaplana. Diese führt über ca. 1.000 Höhenmeter zur Scesaplana-Hütte. Zweimal auf der Strecke war die Steigung so heftig dass ich mein Treckingrad (mit 21 Gängen) schieben musste. Vor wenigen Jahren haben Unwetter für einige Zerstörung gesorgt, so dass eine Brücke und andere Wegstrecken völlig erneuert werden mussten.

Die Strecke habe ich zwischen Frühstück und Mittagessen fast bewältigt. Ca. 50 Meter unterhalb der Hütte musste ich umkehren um zeitlich die Kurve zu kriegen.
Ausblick
noch ein Ausblick Scesaplanahütte

Fahrt nach Davos

Am ersten Tag im Hotel habe ich mich mit einem jungen Schweizer Urlauber zu einer gemeinsamen Tour verabredet. Jetzt sind wir in Richtung Davos gestartet.

Es gibt einen durchgehend ausgewiesenen Radweg durch's Tal der Landquart. Dieser Weg ist aber so abenteuerlich mit vielen fast nicht zumutbaren Steigungen, dass wir auf halber Strecke die Straße vorgezogen haben. Da ist zwar viel Verkehr aber es geht gleichmäßig bergan.

In Davos haben wir dann vor einem Restaurant mit bayrischem Dekor und Paulaner Bier Rast gemacht und - da es nach Regen aussah - danach schnell das Weite zurück in Richtung Seewis gesucht. Die Abfahrt (auf der Straße) hat wirklich Spaß gemacht.

Diesmal - ohne Gepäck - habe ich die Steigung nach Seewis ohne Schieben bewältigt.

Übrigens habe ich vor lauter Strampeln das fotografieren vergessen. Mathias war so topfit, dass ich meine liebe Not hatte, einigermaßen hinterher zu kommen. Ein Bild von ihm (seinen Nachnamen habe ich leider vergessen) habe ich aber wenigstens.
Mathias

Heimweg

Ausnahmsweise eine ganz bequeme Heimfahrt! Das Fahrrad passte gut in Trixis Auto, so dass wir gemeinsam über Konstanz (noch ein Kurzbesuch bei meiner Tochter Eva) nach Hause fahren konnten.

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