Siebzehnter bis zweiundzwanzigster Tag: durch Litauen

17. Tag: Samstag, 10. Juni nach Silute
18. Tag: Sonntag, 11. Juni nach Smalininkai
19. Tag: Montag, 12. Juni nach Kaunas
20. Tag: Dienstag, 13. Juni nach Ukmerge
21. Tag: Mittwoch, 14. Juni Sightseeing in Ukmerge
22. Tag: Donnerstag, 15. Juni Heimreise

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17. Tag: Samstag, 10. Juni nach Šilute

Ein herrlicher Tag! Die Sonne scheint, wir sitzen am Wasser und sind noch keinen Meter Rad gefahren.

Heute vormittag haben wir zuerst einen Blick auf das Thomas-Mann-Haus geworfen und den Ort erkundet. Nida präsentiert sich als schön heraus geputzter Touristenort, ein echter Kontrast zu dem, was wir in der russischen Exklave gesehen haben.

Thomas-Mann-Haus Große Düne

Der nächste Weg führte auf die große Düne, die einen tollen Blick über das Haff, die Nehrung und die Ostsee ermöglicht. Die Mücken haben uns in den Kiefernwäldchen auf dem Weg fast aufgefressen. Nach der Rückkehr waren auch Theo und Johannes angekommen, die beiden anderen Begleitfahrer. Theo konnte es gar nicht erwarten, bis sein Zanderfilet auf dem Teller vor ihm lag.

Die zweite Radlergruppe brauchte für die Ankunft aus Klaipeda wegen einer Reifenpanne etwas länger.

Gegen 15:00 Uhr war die ganze Gruppe versammelt und ging an Bord eines großen Boots (oder kleinen Schiffs?), der Neptun I. Nicht dabei war Rudi, der sich entschlossen hatte im Auto mit zu fahren und Hans-Otto, der wegen der Reifenpanne nicht mit radeln konnte.

Es war eine herrliche Überfahrt bei weiterhin strahlendem Sonnenschein über das Haff und ein Stück die Memel hinauf bis nach Rusne.
Auf

Unsere neuen Mitfahrer und -fahrerinnen sind:

Ulla und Gerd Wagner aus Reichelsheim, Elfriede Pfannkuche und Christian Zbylut aus Hirzenhain, die schon die ersten beiden Tage dabei gewesen sind, Bernd Kunzelmann aus Steinfurth, Franz Stanzel aus Florstadt, Michael Elsaß aus Hanau und Hans-Otto Wahl aus Schlitz, der auch schon am ersten Tag mit uns gefahren ist.

Franz erzählte begeistert von einem besonderen Erlebnis auf der Fahrt von Klaipeda (wo die Gruppe nach dem Flug bis Palanga übernachtet hatte) nach Nida: Eine große Kormoran-Kolonie mit 2.800 Nestern mit entsprechendem Spektakel wurde besichtigt.

Unsere anschließende Tagesetappe war wirklich bescheiden. Nach ca. acht Kilometern war unser Hotel "Nemunas" (der litauische Name für die Memel) in Silute erreicht. Als erstes habe ich Hans-Ottos Rad geflickt, dazu gleich den zweiten kaputten Schlauch (der neue Schlauch war bei der vorherigen Reparatur beschädigt worden) und den von Gerhards Rad, der schon länger kaputt im Auto gelegen hatte.

Bei der Ankunft haben uns gleich fünf litauische Mitstreiter aus Ukmerge begrüßt, die die kommenden Tage mit uns radeln werden:

Sigita Kriauciuniene, Egle Kaucikiene, Rimas Cepelionis, Alvydas Polka und ihr Begleitfahrer Saulius Kanapienis.

Danach war wie immer Duschen und anschließend ein Bier (das wir uns heute eigentlich gar nicht verdient haben) angesagt. Pünktlich zum Abendessen stießen auch Landrat Rolf Gnadl und seine Frau Angelika, Angie genannt, zu uns. Damit ist die Gruppe für die verbleibenden Reisetage komplett. Mal sehen, was die nächsten Tage noch bringen und was Litauen an neuen Einblicken und Erfahrungen bieten wird.

Statistik: 11 Kilometer, 0:39 Std.





18. Tag: Sonntag, 11.Juni nach Smalininkai

Wieder ein Sonntag, der dritte auf der Reise. Heute erstmals Start der großen Gruppe. Das geht nicht mehr so flott wie zu acht. Bis da alles verstaut und sortiert und geregelt ist ...

Die ersten 45 Kilometer ging es auf guten Straßen mit Rückenwind und Sonnenschein sehr gut vorwärts. Nach kurzer Zeit haben wir beschlossen, in zwei Gruppen mit ausreichend Abstand zu fahren, weil die Kolonne zu lang war und Kraftfahrzeuge nicht gefahrlos überholen konnten. Matthias führte die erste, ich die zweite Gruppe. Das ging in der tellerflachen Ebene mit gleichmäßiger Geschwindigkeit sehr gut.

Nach 45 Kilometern wurde beschlossen, nach rechts zur Nemunas / Memel in den Rambyno Regioninis Parkas abzubiegen, da wir gut in der Zeit waren.
Der unbefestigte Weg war dick mit frischem Kies mit hohem Sandanteil aufgefüllt und kaum zu befahren. Roy mit seinen schmalen Reifen musste immer wieder schieben.

Zum Glück konnten wir bald abbiegen und auf etwas besserem Weg zwei wunderbare Aussichtspunkte hoch über dem Fluss anfahren, einer davon mit Blick auf Tilsit auf russischer Seite des Flusses.

Anschließend hätten wir auf dem kurz vorher verlassenen sehr schlechten Weg weiter fahren müssen, um dem Memelbogen weiter zu folgen.

So sind wir dann doch lieber zurück zur Straße gefahren, um dann nach knapp 60 Kilometern Mittagspause zu machen.
Memelblick nach Tilsit
Aufgegessen In der Pause hatte Schorsch alle Hände voll zu tun, um die nun fast drei Mal so große Gruppe satt zu bekommen.

Zitat Schorsch: "Die haben schon wieder die ganze Wurscht gefressen!"

Nach der Pause war die Gruppe ein wenig kleiner, da Angie und die beiden Ukmergerinnen die letzte Etappe mit dem Auto zurücklegen wollten. Der größte Teil der verbleibenden Strecke bis Smalininkai führte durch ausgedehnten Wald auf meist schnurgeraden Straßen. Schon vor 16:00 Uhr waren wir nach 92 Kilometern am Ziel.

Die Wirtin konnte zum Glück aufgrund Theos rechtzeitiger Intervention ausreichend Flaschenbier anbieten, um unseren Durst nach der langen, sonnenreichen Strecke zu löschen. Dabei wurde natürlich auch viel Unsinn geredet, der in unserer multilingualen Gruppe entsprechend transferiert werden musste.

Originalzitat Schorsch bei intensiven Dolmetscherbemühungen in Mikes Richtung: "... Der hat auf der left side nur one arm gehabt." Selbstverständlich hat Mike alles verstanden, da er, wie er stets behauptet, überhaupt kein deutsch kann.

Zwischendurch waren Egle und Sigida verschwunden. Zurück kamen sie mit Händen voller gelber Blumenkränze, mit denen sie einige ausgewählte Gruppenteilnehmer krönten.

Abends im Restaurant "Dalia" wurden wie immer an den verschiedenen Tischen vielfältige Themen diskutiert. In einer der Runden konnten zunächst die verschiedenen Facetten der primären und sekundären Fäkalienentsorgung in unterschiedlichen Weltkulturen erschöpfend behandelt werden. Sparkassenkommunikationsdirektor Bernd Kunzelmann beteiligte sich nach einigem Zögern mit entsprechenden Erfahrungen aus dem indischen hinduistischen Kulturkreis.

Die Themen von den anderen drei Runden konnten vom Chronisten leider nicht synchron verfolgt werden.

Das Einheitsessen sollte aus Suppe und einem Fleischgericht bestehen. Die Suppe reichte leider nur für die ersten sechs Esser. Die anderen nahmen mit dem Hauptgang vorlieb. Geschmeckt hat es aber trotzdem.

Für nach dem Essen hatten die litauischen Radler noch ein besonderes Überraschungs-Event angekündigt.

Sie führten uns an die Memel, wo wir zur Feier von Egles Geburtstag noch einmal bewirtet wurden. Die Blumenkranzträger durften anschließend ins Wasser waten und Pappflöße mit ihren Blumenkränzen und brennenden Kerzen der Memel übergeben.

Die Blumen und Kerzen entfernten sich langsam in die Strömung und ließen uns in friedlicher Abendstimmung zurück.
Lichter zu Wasser

Zum lustigen und lauten Ausklang versammelten sich dann noch einmal alle auf dem Balkon, wo gemeinsam eine Flasche Wetterauer Apfelschnaps auf das Wohl des Geburtstagskindes gelehrt wurde, ehe alle mit der nötigen Bettschwere zur Ruhe gingen.


Statistik: 92 Kilometer, 4:53 Std.





19. Tag: Montag, 12. Juni nach Kaunas

Morgens nach einem reichhaltigen Frühstück klärte unsere Wirtin noch über Geschichtliches auf: Ihr Haus, in dem wir die Nacht verbracht hatten, war früher das deutsche Schulhaus (zur Erinnerung: Auch in Polen haben wir schon einmal in einem deutschen Schulhaus geschlafen), das Restaurant, in dem wir Abendessen hatten, war das deutsche Zollhaus.

Die weitere Fahrt auf wie auch gestern sehr guten Straßen mehr oder weniger dicht entlang der Memel verlief so störungsfrei, dass es hätte langweilig werden können, wenn nicht die schöne Flusslandschaft gewesen wäre. Wiesen und wenige Felder wechselten sich ab mit Waldpassagen.

Raudones Pilis Vogelstimmen, die es bei uns nicht gibt, erklangen aus Wald und Flussaue. Störche stolzierten auf den Wiesen oder standen auf ihren Nestern bei den Jungen.

Einmal vor und einmal nach der Frühstückspause wurden Abstecher zu Burgen eingeschoben. Zuerst stand das Panemunes Pilis (letzteres heißt Burg), erbaut 1604 bis 1610, umgeben von einem idyllischen Park mit Teichen, am Rand unseres Weges.

Als zweites wurde Raudones Pilis angesteuert, das leider nur über eine sehr steile und eben so schlechte Pflasterstraße zu erreichen war. Dafür gehörte zu der Burg ein großer Turm, der zu besichtigen war.

Fast alle nahmen die zusätzliche Strapaze auf sich, die ca. 154 Stufen (mehrere Stufenzähler kamen zu etwas unterschiedlichen Ergebnissen) zu bewältigen, um dann mit einem tollen Rundblick belohnt zu werden.

In der Mittagspause wurde Christians Kleidung einer eingehenden Würdigung unterzogen. Insbesondere sein halblanges Ober-Beinkleid erregte Aufsehen. Ein raffiniertes Belüftungssystem sorgt für die zuverlässige Temperierung aller unteren und mittleren Extremitäten.

Die Nachmittagstour mit dezimierter Damenmannschaft verlief weiter an der gewohnten Straße, zum Teil auf asphaltiertem Weg hinter der Leitplanke. Hier gab es auch einen kleineren Unfall. Zwei Mädchen, die links und rechts dieses Weges angehalten hatten, verengten die Fahrbahn derart, dass Gerd Wagner die Kurve nicht mehr bekam und Bekanntschaft mit dem Asphalt machte. Zum Glück ist nichts weiter passiert, er konnte gleich weiter fahren.

Nach der langen Tour direkt an der Memel wurde es zum Schluss noch einmal hügelig. Nennenswerte Steigungen waren zu überwinden und wurden von allen souverän gemeistert.

Graham, der das älteste, aber mit Sicherheit am besten gepflegte Rad fährt, musste sich zeitweise von selbigem trennen. Die Schaltkassette (auf englisch "block") am Hinterrad hatte sich unwiderruflich verabschiedet, das Ganze war auseinander gefallen. Zu seinem Glück konnte er die restlichen ca. 30 Kilometer mit Gerhards Rad absolvieren, weil dieser heute Morgen wegen einer wichtigen Sitzung vorzeitig abreisen musste.

Der anschließende Spurt über 15 Kilometer, mit dem Mike, Graham, Roy und ich den Rest der Gruppe wieder einfingen, war eine willkommene Bereicherung der heutigen Etappe.

Ein kurzer Zwischenhalt, weil Gerd seine Weste überziehen wollte, führte uns vor einen Stand, an dem Kinder vor dem Haus frische Erdbeeren verkauften. Da haben wir uns für die folgende kurze Pause mit Vitaminen eingedeckt.

Das Ziel der heutigen Tour war Kaunas, die zweitgrößte Stadt in Litauen mit ca. 400.000 Einwohnern. Mitten im Stadtzentrum steht das Hotel Takioji Neris, in dem wir heute Quartier nahmen. Aus dem modernen und funktionalen achtstöckigen Hotel gingen wir zum Abendessen in eine andere Welt.

unser Hotel             Kaunas - Zalias Ratas

Das "Zalias Ratas" ist ein sehr rustikales Holzhaus mit altertümlicher Einrichtung und Dekoration. Die litauischen Radler, die das Restaurant ausgewählt hatten, überraschten uns mit einem "Begrüßungscocktail".

Sigida klärte uns über das Geheimnis auf: Duonos gira (Brot-Trank) wird aus im Ofen getrockneten Brot mit Hefe und Zucker für 1 1/2 Tage angesetzt und dann getrunken. Diese Version ist ohne Alkohol, mit Alkohol ist auch möglich. Das Essen war wieder mal sehr gut.

Die LitauerInnen unterhielten uns wieder einmal mit litauischer Folklore, nachdem sie die Bedienung erfolgreich überzeugt hatten, dass wir die dudelnde Pop-Musik nicht unbedingt hören wollten.

Der abendliche Ausklang im Biergarten vor der Kathedrale begann mit einem Missgeschick: Ein großes und ein kleines Bier landeten vom Tablett des Kellners auf Mikes und Christians Kleidung. Mathias hatte derweil ausnahmsweise Wein bestellt und genoss ihn nach dem Motto: "Guter Wein, in Maßen genossen, schadet auch in großen Mengen nicht."

Statistik: 103 Kilometer, 5:12 Std.





20. Tag: Dienstag, 13. Juni nach Ukmerge

Die letzte Etappe bis zum Ziel Ukmerge steht an. Vor dem Start war schon die erste Panne zu beheben. Angies Vorderrad war platt und wurde mit vereinten Kräften wieder flott gemacht. Wie gestern werden wir in der Stadt von unseren einheimischen MitradlerInnen geführt.

Kaunas - Altstadt-Strasse Kaunas - Rathaus
Kaunas - Kathedrale Kaunas - Bus

Der Weg führt noch einmal durch die Altstadt mit kurzer Fotosession und dann auf Nebenwegen aus der Stadt hinaus. Nach acht Kilometern an der Stadtgrenze kurzer Halt zum Getränke Auffüllen.

Treffen mit Egles Eltern Ab hier folgten wir dem Tal der Neris in Richtung Ost-Nordost. Zehn Kilometer weiter ein nächster kurzer Stopp vor dem Haus von Egles Eltern, die uns mit frischen Walderdbeeren und Blumen begrüßten und uns eine gute weitere Reise wünschten.

Später entfernte sich die Straße weiter vom Fluss, was einige längere Steigungen und Gefälle mit sich brachte. Dort oben war dann auch der Frühstücksstopp.

Auf der weiteren Strecke wurde in der zweiten Gruppe stillschweigend abgesprochen, dass die heutige letzte Tagesetappe mit 80 Kilometern zu kurz sei.

So wurde das erste Hinweisschild nach Jonava, der nächsten Zwischenstation, kurzerhand links bzw. rechts liegen gelassen, was zu einem Umweg von acht Kilometern führte.

Dieser Umweg wurde dann noch durch eine Reifenpanne an Peters Rad aufgewertet, die zu einer Notoperation am Straßenrand führte.

Ausführende waren Mike und ich. Schließlich war auch für uns Jonava erreicht, wo die anderen schon eine gute halbe Stunde pausiert hatten. In einem kleinen Park wurde, als auch die Begleitfahrzeuge da waren, ausgiebig zu Mittag gegessen, wie üblich mit Brot, Wurst, Käse, Gürkchen und zum Abschluss Obst, wie ebenfalls üblich, alles vom Pappdeckel am Wegesrand. Gut war's!

Es folgten die restlichen knapp 40 Kilometer bis zum Tagesetappenziel, das gleichzeitig das endgültige Ziel der ganzen Reise sein sollte: UKMERGE!

Diese gesamte Strecke verlief auf der A6, einer ziemlich viel, auch von Schwerverkehr befahrenen Strecke, den allergrößten Teil, mehr als 30 Kilometer, völlig schnurgerade bis Ukmerge.

17 Kilometer vor dem Ziel erwartete uns ein Polizeifahrzeug, um uns Rükkendeckung zu geben. So konnten wir von da an den Rest der Strecke in breiterer Formation in einer großen Gruppe fahren.

10 Kilometer vor Ukmerge wurden wir erwartet von einer Gruppe Kinder mit Fahrrädern und einigen Offiziellen, die uns die restliche Fahrt begleiteten. Dazu wurden Fahnenträger bestimmt: Mathias hatte die litauische Fahne am Fahrrad, Egle die deutsche, Mike die britische und Rolf die europäische.
Kreisgrenze von Ukmerge
Empfang am Ziel So sind wir mit viel Klingeln und Winken bis zum Platz vor dem Rathaus in Ukmerge gefahren, die Gruppe Kinder immer vorneweg.

Die Überholmanöver der PKW und LKW auf freier Strecke waren zum Teil abenteuerlich bis haarsträubend und haben vor allem die Kinder in Gefahr gebracht.

Zum Glück sind alle wohlbehalten vor dem Rathaus angekommen, wo wir mit einer Begrüßungsrede des Landrats, duonos gira, einem Imbiss aus Frischkäse der Ukmerger Molkerei, beides gereicht von jungen Frauen in traditioneller Tracht und mit Musik willkommen geheißen wurden.
Bedrohlich klang die Ankündigung zum Schluss der Veranstaltung, dass wir alle um halb acht abgeholt und unsere Fahrräder sichergestellt würden.

Heute abend habe ich endlich gelernt, was "zum Wohl" auf litauisch heißt: "I sveikata"!

Nach dem Aufladen der Fahrräder (jetzt ist endgültig Schluss mit Radfahren) und dem Gang unter die Dusche wurden wir mit einem Reisebus 20 Kilometer bis zum "Landhaus" gefahren, einer großen neu erbauten Hütte etwas abseits der Autobahn.

Hier erwartete uns ein Event besonderen Ausmaßes: Ein Büffet besondererer litauischer Speisen, Musik vom elektronischen Keyboard, Bier, Wodka und andere Getränke, die Möglichkeit, die Sauna zu besuchen oder mit dem Quad durchs Gelände zu düsen. Spät am Abend war die Tanzfläche eben so gut gefüllt wie die Mägen und die Rückfahrt fand erst in den frühen Morgenstunden statt.
Ende einer Radtour
Statistik: 90 Kilometer, 4:38 Std.





21. Tag: Mittwoch, 14. Juni Sightseeing in Ukmerge

Ein Tag ganz ohne Fahrrad - irgendetwas fehlt!?

Heimatmuseum - Smetona Heute ist Kultur und Sightseeing angesagt. Nach einem geruhsamen Frühstück ging es wieder mit dem Bus auf Tour.

Unterwegs gab es einige Informationen über den Kreis. Zunächst sagenhaftes: Ukmerge heißt übersetzt Wolfsmädchen. Die Sage erzählt, dass an dieser Stelle, als hier noch ein Urwald war, eine junge Frau das Feuer hüten sollte und, da sie ganz allein war, von Wölfen zerrissen wurde.

Der Kreis hat eine Fläche von 1.395 qm. Davon sind nur 29 % Wald. Es gibt 33 Seen (in den Nachbarkreisen gibt es viel mehr).

Das erste Ziel war der Geburtsort von Antanas Smetona, der 1920 zum ersten Präsidenten Litauens gewählt wurde.

Die Schule dieses Ortes, in die zeitweise 110 Kinder gingen, besuchen heute noch 15 Kinder, weshalb im Rest des Gebäudes ein Heimatmuseum eingerichtet wurde.

Als nächstes Ziel haben wir ein Landgut aus der Renaissancezeit angesteuert, das zur Zeit saniert wird.

Ein tolles Mittagessen mit alten litauischen Speisen bekamen wir im Landhaus einer Kooperative, die vor einigen Jahren als erste in Litauen von acht Frauen gegründet wurde.

Sie haben als eines ihrer Projekte dieses Blockhaus gebaut und liebevoll ausgestattet und servieren Essen nach alten litauischen Rezepten.

Die überraschendsten Leckerbissen: Käse mit Rosinen und Gurken mit frisch geschleudertem Honig. War beides ausgesprochen wohlschmeckend!

Nach dem Mittagessen und der Rückfahrt ins Hotel war nur wenig freie Zeit bis zum Empfang beim Bürgermeister mit einigen Reden, einem Werbefilm über den Kreis Ukmerge und Gastgeschenken im Parlamentssaal.
Landfrauen

Gleich anschließend wurde im Kulturhaus eine Ausstellung von Werken einiger Künstler aus der Wetterau eröffnet.

Weil vielen von uns das hiesige Preisniveau nicht bekannt war und deshalb zu viel Geld eingetauscht wurde, haben wir noch eine Einkaufstour in ein Einkaufszentrum eingeschoben.

Abschiedsschwimmen Den Tag beschloss ein Abendessen im Restaurant "Kurenu uzeiga" an einem idyllischen See.

So bestand für mich die Chance, nach dem Abendessen (macht man eigentlich nicht) um viertel nach zehn in der Abenddämmerung mit Graham, Mike und Roy eine ausgiebige Runde im See zu schwimmen, während die anderen das WM-Spiel Deutschland gegen Polen schauten.

Das war ein gelungener Abschluss dieser Tour. So haben wir vier einen individuellen Triathlon absolviert: Drei Wochen Rad fahren, 154 Stufen auf einen Turm rennen (im Raudones Pilis) und zum Abschluss eine halbe Stunde Schwimmen.

Schon kurz vor Mitternacht war dann der Aufbruch ins Hotel angesagt, um morgen früh ausgeruht die Heimreise antreten zu können.





22. Tag: Donnerstag, 15. Juni, Fronleichnam, Heimreise

Heute ist diese außergewöhnliche Reise unwiderruflich zu Ende. Es geht nach Hause. Die meisten von uns treten die Heimreise mit dem Flugzeug an. Einige andere - die drei Begleitfahrer und ein paar Radler - machen sich mit der Fähre auf den Heimweg.

Morgens geht's nach der Verabschiedung durch die litauischen Freunde mit den Bussen los in die Hauptstadt Vilnius zum Flughafen. Das Abschiedswetter ist noch einmal sehr schön. Am Flugplatz dann noch mal eine Verzögerung und einige Aufregung: Unsere Flugtikkets haben wir alle am Vortag von Matthias erhalten. Jetzt sind die von Rolf und Angie Gnadl nicht auffindbar. Nach langen Verhandlungen in diversen Flughafenbüros bleibt nichts anderes übrig: Die beiden müssen draufzahlen, um mit fliegen zu können.

Schließlich erreichen wir alle auf den letzten Drücker das Flugzeug der litauischen Fluggesellschaft, das uns nach Frankfurt bringen soll.

Es ist eine kleinere Propellermaschine, eine Saab 2000.

Nach einem wunderbar ruhigen Flug und vielen Ausblicken auf die überflogenen Landschaften landen wir nach zweieinhalb Stunden in Frankfurt, um auf getrennten Wegen den Rest der Heimreise anzutreten.

Übrigens könnte das wirklich frustrierend sein: Der gleiche Weg, für den wir mit dem Rad drei Wochen und viel Schweiß gebraucht haben, ist in der Luft in nur zweieinhalb Stunden zurückgelegt! Schön war's trotzdem!