Die achte Etappe: Von Trier nach Breisach 
 


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Moselaufwärts (Trier bis Palzem)

Von der Mosel an die Saar
(Palzem bis Saarbrücken) 

Von der Saar durch die Pfalz zum Oberrhein (Saarbrücken bis Lauterbourg) 

Rheinaufwärts
(Lauterbourg bis Schutter)

Weiter rheinaufwärts zum Ziel
(Schutter bis Breisach)


 

Donnerstag, 18. September 2003

Und wieder einmal fahre ich die zweite Etappe in einem Jahr, diesmal, um die ganze Tour zu beenden. Eigentlich sollte dies die erste Tour mit Begleitung sein, aber mein Kollege Rainer hat mir im letzten Moment einen Korb gegeben wegen seines Hausausbaus. Vorher hatte ich noch so viel Arbeit dass ich selbst gezweifelt habe ob ich den Absprung schaffe.
 

Jedenfalls habe ich in den letzten Tagen noch ziemlich gewirbelt, abends lange im Büro gesessen, nebenher Landratswahlkampf im Ortsverein organisiert, vorgestern abend das Fahrrad auf Vordermann gebracht, gestern abend Gemeindevertretersitzung und heute vormittag gepackt und geräumt.
 

Schließlich bin ich heute mittag zur Bahnfahrt von Friedberg über Gießen und Koblenz nach Trier gestartet, wo ich gegen 18:00 Uhr angekommen bin. Nach dem Kauf einer billigen Taschenlampe (irgendwas bleibt ja immer zu Hause liegen!), gut eineinhalb Stunden und 40 Kilometern Fahrt moselaufwärts, immer am östlichen Ufer, in Palzem auf einem Campingplatz am Fluss angekommen, in der Abenddämmerung das Zelt aufgestellt und im allerletzten Abendlicht vor dem Zelt gegessen. Jetzt liege ich bei Taschenlampenlicht frisch geduscht im Zelt. Es gibt eine sehr einfache Dusche, für die man sich den Schlüssel an der Theke holen muss. Die Sanitäreinrichtungen sind allerunterster Level (mal wieder ohne Toilettenpapier). Ich genieße beim Schreiben noch ein Tässchen Rotwein und werde gleich schlafen.
 

Morgen geht's dann ernsthaft los. Die ca. 500 Kilometer will ich bis Montag mittag schaffen, da ich am Dienstag wieder arbeiten muss.

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Freitag, 19. September 2003

Heute morgen war's ganz schön kühl! Bin erst gegen 9:00 Uhr aufgestanden und um 10:15 Uhr nach gemütlichem Frühstück gestartet.

Erst 10 Kilometer die Mosel hoch und dann bei Perl ab nach Osten. Die Radwege waren hervorragend ausgeschildert und führten fast ausschließlich über Wirtschaftswege. Starke Steigungen werden hier mit Höhenangaben angekündigt. Das hab ich in ganz Deutschland noch nirgends gesehen. Übrigens gab es mehr als genug dieser Schilder! Ich hab mich heute mal wieder echt geplagt. In Hemmersdorf Rast gemacht mit zwei Radlern und einem Buch (vorher einen Imbiss aus meinen Vorräten). Danach war's dann nicht mehr ganz so bergig.

Schließlich bin ich bei Völklingen an die Saar gefahren und dort die letzten 15 Kilometer neben oder unter der Autobahn bis Saarbrücken gefahren. War nicht so doll idyllisch.

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Auch der Campingplatz liegt direkt neben einer Autobahn. Ich hab 10 € bezahlt und habe dafür ordentliche Sanitäreinrichtungen mit Warmwasser überall (ohne Duschmarken) und sauberen Spülen. Die Grillen zirpen gegen den Autobahnverkehr an, es ist längst dunkel, der mexikanische Chili-Eintopf war gut und ich werde bald schlafen.

Mein neuer Kartenhalter hat einen Nachteil: Der Fahrtwind klappt ihn bei mehr als 40 Kilometer/h um. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn dabei nicht meine Tageskilometer gelöscht würden. Zum Glück gibt es bei meinem Fahrradcomputer noch die "Teilkilometer", die, solange ich diese nicht neu starte, mit den Tageskilometern identisch sind. So ist meine "Buchführung" doch nicht durcheinander geraten.

 

Samstag, 20. September 2003
 

Und noch mal ein wunderschöner Spätsommertag. Ich bin heute früh gestartet. Um 9:00 Uhr habe ich schon auf dem Rad gesessen und durch Felder und Randbezirke von Saarbrücken den Weg zur Saar gefunden. Saaraufwärts auf bald französischer Seite gings ca. 10 km bis Blieskastel und dann ab in die Hügel, wieder ostwärts.

Von da an gings so weiter wie gestern: Hügel, Hügel, Hügel! Darunter waren wieder mal etliche steile Steigungen. Bis zum Nachmittag hab ich keine richtige Pause gemacht. In den kleinen Dörfern, durch die mein Weg führte, gabs wieder einmal keine Läden oder sie waren schon geschlossen. Zwischendurch bin ich einmal dem falschen Radwegsymbol gefolgt und viel zu weit nach Frankreich hinein-geraten. Zurück zum Westpfalz-Radwanderweg (der schlecht ausgeschildert ist) galt es dann zwei steile Extraanstiege zu überwinden.
 

Jetzt sitze ich gerade am Sägmühlweiher im Ludwigswinkel in der Pfalz, hab eine Kleinigkeit gegessen und mit den Füßen im Wasser geplanscht. Es geht auf fünf Uhr zu und ich muss langsam entscheiden, wie weit ich noch fahren will. Bis jetzt sind es 98 km. Ein Stück will ich gern noch schaffen, aber meine Radkarte ist bald zu Ende und die Autokartenkopie zeigt keine Campingplätze. Vielleicht werd ich's trotzdem riskieren. Es ist ja noch einigermaßen früh.

Jetzt ist es wieder einigermaßen spät geworden. Anders als erwartet war weit und breit kein Campingplatz mehr zu finden. So bin ich dann das Wieslautertal hinab bis Wissembourg und dann im Dauerspurt weiter bis Lauterbourg und damit fast an den Rhein gefahren. Die Strecke ab Wissembourg führte schnurgerade auf Wirtschaftswegen auf französischem Boden durch reine Ackerlandschaft und einige Dörfer. Zum Schluss war ich zwar wieder in Deutschland, musste dann aber zurück nach Lauterbourg auf einen Campingplatz, nachdem ich in einem chinesischen Imbiss gegessen und dann - schon im Dunklen - meinen Dynamo zurecht geflickt hatte.
 

Jetzt campiere ich neben einer deutschen Jugendgruppe, die auch spät angekommen sind und nach dem Essen noch eifrig klampfen und eher schwächlich singen. Hoffentlich ist bald Ruhe damit ich morgen wieder einigermaßen früh rauskomme.

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Sonntag, 21. September 2003

Heute wollte ich doch mal etwas früher zur Ruhe kommen. Bin auch richtig früh gestartet. Schon um 8:45 Uhr war ich unterwegs. Nach nur 10 km und einem erfolglosen Versuch eines Gottesdienstbesuchs hatte ich dann fast eine Stunde Zwangsaufenthalt an der Personenfähre in Neuburg. Die erste fuhr um 10:15 Uhr. Die Zeit habe ich zum Lesen genutzt. Danach gings einigermaßen zügig weiter. Zunächst auf deutscher Seite und ab Iffezheim, nach 35 km, noch mal rüber nach Frankreich, wo es zwar langweilig nur hinter dem Deich vorwärts ging, dafür aber auf einem gut asphaltierten Sträßchen so recht zum Kilometerfressen. 30 km weiter wieder über eine Brücke zurück auf deutschen Boden und - immer auf oder am Deich entlang - bis Kehl, das ich nach 98 Kilometern erreicht habe. Dort etwas gegessen und drei Radler getrunken (meine Trinkflasche war schon wieder lange leer und sonntags wegen geschlossener Geschäfte auch nicht zu füllen). Dort gab es auch einen Campingplatz, aber da ich morgen möglichst zeitig in Breisach sein will um die Rückfahrt anzutreten bin ich noch weitergestrampelt.
 

Nach mehreren Nachfragen mit mäßigem Erfolg konnten mir dann drei DLRG-Aktive mit Rat und Karte weiterhelfen. So bin ich jetzt bei Schutter auf einem Campingplatz am Baggersee (ca. 16 Kilometer Fahrt vom Rheindeich) nahe der Autobahn. Wieder einmal musste ich viel zu viel Geld hinblättern: 12 € mit Dusche. Jetzt sitze ich vor der Campingplatzkneipe, es ist viel zu laut - aber das übertönt die Autobahn - und ich lass mir einen trockenen Müller-Thurgau schmecken.

Morgen muss ich möglichst zeitig starten um nicht zu spät zur Abreise in Breisach anzukommen. So wie es aussieht, brauch ich jetzt nur noch dem Deich zu folgen. Heute stand mitten in einem Kieswerk, das vom Radweg durchquert wurde, ein Hinweisschild nach Basel - sah irgendwie ziemlich deplaziert aus!


 

 

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Montag, 22. September 2003

Tatsächlich geschafft!!!

Ich sitze vor einem Bistro am Breisacher Marktplatz bei einem badischen Wein (Radler hätte es zu diesem Anlass nicht getan). Die Sonne brennt heute noch mal, aber ebenso wie gestern vormittag hatte ich auf den letzten 30 Kilometern heftigen Gegenwind.
 

Die heutige Abschlussfahrt war relativ kurz, aber abwechslungsreich. Vom Campingplatz 10 Kilometer bis Allmannsweier (da bin ich gestern schon mal durchgefahren), dort vom Getränkehändler auf den besten Weg an den Rhein gewiesen worden, den ich nach weiteren 10 Kilometern erreicht habe. Es folgte eine schöne Strecke auf dem Deich, dann durch die Rheinauen (sehr schön urwaldähnlich), wieder ein Stück auf dem Deich und dann auf kleinen Landstraßen durch ein paar Dörfer (dabei Möglichkeit zum Einkaufen und Geld holen). Die letzten 15 Kilometer hatte ich dann vom Deich noch mal ausgiebig Ausblick auf den Fluss.
 

 

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Jetzt sitze ich hier gemütlich 'rum und verpasse wahrscheinlich mindestens einen Zug Richtung Heimat. Macht aber nix. Dies ist schließlich ein "denkwürdiger Augenblick"!

So, jetzt sitze ich im Zug zwischen Karlsruhe und Mannheim (vorher Breisach - Freiburg, Freiburg - Offenburg, Offenburg - Karlsruhe), es ist halb sechs und noch bin ich der geplanten Fahrt um einiges voraus. Wenn's so weiter geht, könnte ich zwischen acht und halb neun in Friedberg sein.

Nachwort

Was ist noch hinzuzufügen?

Lange erwartet und manchmal herbeigewünscht - das Ende der langen Tour ist da - nein, liegt schon ein paar Stunden und viele Bahnkilometer zurück. Cirka fünftausendfünfhundert Kilometer "abgespult", vier Jahre früher als geplant.

Viele schöne und interessante Erinnerungen bleiben.

Viel hab ich in dieser Zeit von Deutschland gesehen, bin in Gegenden gekommen, die ich anders wahrscheinlich nie gesehen hätte.

Die Folge davon ist eine "Liste" von Gegenden und Orten, die ich gern noch mal in Ruhe anschauen möchte.

Rückblickend auf die Landschaften, die ich bereist habe, fällt es nicht leicht, eine "Hitliste" zu kreieren (müsste ja auch eigentlich nicht sein). Nach wie vor gilt jedoch, was ich schon damals feststellte: Die Etappe an der polnischen Grenze war die interessanteste von allen!

"Fahrtechnisch" betrachtet waren zuerst das Erzgebirge und an zweiter Stelle die Eifel am schwersten zu bewältigen - wenigstens in meiner subjektiven Rückschau. Fast langweilig waren ein paar Strecken am Rhein - ganz am Beginn und jetzt am Ende der Tour - sowie einige Strecken an der Nordsee.

Eine Erkenntnis von der zweiten Etappe gilt noch immer: In den Alpen ist keineswegs schwerer zu fahren als in den meisten Mittelgebirgen.

Das teilweise "exzessive" Zugfahren hat mir fast durchweg Spaß gemacht!

Vor dieser Tour hatte ich nicht so viel Neigung, in weite Fernen zu reisen. Das hat sich geändert: Es gibt noch weniger Grund für Fernweh. Deutschland ist für mich noch "größer" und schöner, weil vielfältiger geworden.

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