Die siebente Etappe: Von Emmerich bis Trier 
 


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Von Emmerich nach Brüggen 

Von Brüggen nach Mulartshütte 

Von Mulartshütte nach Bleialf 

Von Bleialf nach Trier

Inzwischen macht es wieder einen Unterschied, ob ich zu Hause oder unterwegs bin. Zu Hause ist jemand, die ich vermisse.

Also gibt es diesmal wieder eine kurze Etappe über ein verlängertes Wochenende. Den Rest meiner Tour möchte ich zwar nach wie vor in diesem Jahr schaffen, habe mir aber zwei Etappen vorgenommen. Da bietet sich das lange Wochenende ab Himmelfahrt an.

Donnerstag, 29. Mai 2003

Die erste Nacht im Zelt auf dieser Etappe bricht an. Die letzte Nacht habe ich, schon auf Reisen, in einem fremden Bett verbracht und noch mal bequem geschlafen.

Gestern nachmittag bin ich direkt von der Arbeit aus gestartet und zum ersten Mal am Bahnsteig verabschiedet worden - von Trixi.

Dann sollte es über Gießen, Siegen und Essen nach Oberhausen gehen. In Siegen war erstmal Schluss. Wegen einer Entgleisung auf der Strecke nach Essen ging erstmal nichts mehr. So bin ich auf Bahnkosten per Taxi nach Altenhundem gefahren. Den Spanngurt für Zelt und Schlafsack habe ich im Taxi vergessen. Zum Glück hatte ich einen Ersatz-Gummizug dabei, so dass ich alles wieder befestigen konnte. Dann habe ich gemerkt dass Helm und Handschuhe im Büro geblieben waren. Das ist mir noch nie passiert!

Jedenfalls bin ich eine Stunde später als geplant in Oberhausen angekommen, wo meine Chatfreundin Karla und ihr Partner Hans-Peter (HaPe) mich mit dem Rad abgeholt haben.

Bei ihnen gabs dann einen gemütlichen Abend in der Küche bei Rotwein und Gespräch. Geschlafen habe ich im Bett von Björn, ihrem Sohn, der nicht zu Hause war. Nach dem Frühstück kam die letzte Bahn-Etappe nach Emmerich, 45 Minuten Fahrt.

Die Radstrecke führte zunächst auf dem Deich den Rhein hinunter bis über die holländische Grenze, dann weiter nach Süden, mal diesseits, mal jenseits der Grenze.

Immer wieder bin ich durch große Blumenzuchtanlagen gefahren. Es gab viele große Gewächshäuser, aber noch mehr Felder, auf denen die Blumentöpfe in Reih und Glied halb eingegraben in den Sandboden oder auf Folie stehend automatisch bewässert werden.

Die Bewässerungsanlagen ähneln den Spritzvorrichtungen an Schleppern, mit denen Felder gespritzt werden. Hier laufen sie allerdings automatisch auf Schienen.
 

Nach 130 Kilometern, davon lange Strecken auf dem Radfernweg R9 meist durch Felder, bin ich auf einem Campingplatz in Brüggen-Overhetfeld gelandet, etwa westlich von Mönchengladbach. Das Wetter war den ganzen Tag schön, ich hatte meist Rückenwind und auch jetzt am Abend ist es noch warm.

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Freitag, 30. Mai 2003

Geschafft! Es ist mal wieder 22:30 Uhr geworden. Den Tag über lief's ganz gut. Ich bin wieder weitgehend dem R9 gefolgt. Die Landschaft wurde zuerst wellig und dann hügelig, statt Blumenzucht wieder "normale" Landwirtschaft und zunehmend Wald. Zwischendurch, bei Geilenkirchen, führte der Weg an einem großen Nato-Flugplatz vorbei, von dem aus ständig AWACS-Flugzeuge in der Luft waren. Weit vor Aachen schon musste ich mehrmals in die kleinen Gänge zurückschalten (das hatte ich seit den Ostsee-Steilküsten nicht mehr). In Aachen gabs dann den ersten Regenguss, den ich in einem Buswartehäuschen ausgesessen habe und später, als es noch mal losging, zum Handschuhkauf in einem großen Fahrradgeschäft nutzen konnte.

Kurz hinter Aachen, nach einem anstrengenden Anstieg in Richtung Monschau, waren dann anderthalb Stunden Zwangspause angesagt. Ein heftiges Gewitter mit längerem Regen war der Grund, dass ich so lange unter einem Schutzdach im Wald ausharren musste. Die Zeit habe ich schließlich dazu genutzt, meinen Linseneintopf "vorzeitig" aufzukochen und zu verspeisen, da schon absehbar war, dass es bis zum Erreichen des Campingplatzes später werden würde.
 

Schließlich gings dann bei leichtem Getröpfel weiter. Auf dem Weg habe ich die ersten alten Panzersperren mitten auf einer Weide entdeckt. Nach Roetgen, dem "Tor zur Eifel", war eine mehrere Kilometer lange Steigung zu bewältigen, zum Teil im 1. Gang und einmal sogar schiebend. Oben steht das Restaurant "Zur Himmelsleiter"!

In Roetgen bei Fragen nach dem Campingplatz, der in meiner Karte eingezeichnet war, von Passanten wenig ermutigende Antworten bekommen: "Ein Campingplatz? Ja da war mal einer." "Gibt's den noch?" "Aber in Mulartshütte ist jedenfalls einer!" Also - war nix zu machen - noch mal sieben Kilometer durch den Wald, viele Höhenmeter, die ich mich hochgeschafft hatte, gleich wieder runter (muss ich morgen wieder hoch!!!).

Dann endlich, in der Dämmerung kurz vor 22 Uhr angekommen, angemeldet, eine Flasche Bier abgekippt, derweil Zelt aufgestellt, dann geduscht und gleich in den Schlafsack. Jetzt werd ich gleich das Licht ausmachen, es ist 23 Uhr, der Rotwein ist alle und ich bin müde!

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Samstag, 31. Mai 2003

Heute ziemlich spät gestartet. Neben den üblichen Abläufen am Morgen musste ich meine Heck-Packtaschen nähen, da sie begannen sich aufzulösen. Also um 10:15 Uhr auf's Rad, nur das Gesicht mit Sonnencreme geschützt, da es sehr dunstig war und Gewitter angekündigt waren.
 

Der Start war gleich vom Feinsten: 7½ Kilometer starke Steigung, meist im 1. bis 2. Gang, nach Lammersdorf. Von dort war's nicht mehr weit nach Monschau, wo die Besichtigung der Altstadt auf dem Programm stand. Dieses Altstädtchen ist ein verwinkeltes, in einer engen Schlucht liegendes Ensemble - leider so überlaufen wie Rüdesheim, Cap Arkona oder Heidelberg.

Ansonsten bin ich heute vorwiegend Straßen gefahren, auch Bundesstraßen, vor allem aber viele lange Anstiege und Abfahrten, meist sehr steil. Zwischendurch habe ich den R9 wiederentdeckt und dadurch einige schöne Wald- und Feldwege gefunden.

Trotz der ungünstigen Wettervorhersage ist es den ganzen Tag trocken geblieben. Ich habe mehrere Liter Schweiß vergossen und dann doch für dieses Gelände zufriedenstellende 97 Kilometer geschafft.

Jetzt bin ich auf einem Campingplatz in Bleialf, habe 12,15 € bezahlt (fast so viel wie in Westerland auf Sylt) und dafür nicht mal eine Flasche Wasser kaufen können. Zum Glück hatte die Bäckerei im Dorf um 19:00 Uhr (samstags!) noch auf, so dass ich Brot für's Frühstück und zwei kleine Flaschen Wasser kaufen konnte.

Heute war ich schon um 18:00 Uhr am Ziel und hatte so einen geruhsamen Abend. Heute nacht könnte es noch Gewitter geben, morgen soll's aber wieder schön werden.

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Sonntag, 1. Juni 2003

Und wieder geht eine Etappe zu Ende, mal wieder etwas früher als geplant. Es ist Sonntag abend 22:00 Uhr und ich sitze vor dem Koblenzer Bahnhof bei einer Currywurst mit Pommes und einem Radler.

Aber jetzt erst mal zurück: Nachdem ich gestern die Niederlande hinter mir gelassen hatte, bin ich heute an dem deutsch-belgischen Grenzfluss Our (sprich "Uhr") entlanggereist, und zwar meist auf belgischer Seite. Gleich am Anfang habe ich mich mal wieder ordentlich verfranst, als ich eine ehemalige Bahnstrecke mit sehr holprigem Untergrund in Belgien gefahren bin, bis ich nach 20 Minuten registrierte, dass ich die Sonne im Rücken hatte. Da das nicht sein konnte, bin ich zurückgefahren und hab mich zur richtigen Strecke durchgefragt. Danach gabs im Laufe des Tages nur noch zwei kurze "Fehlversuche".

Eins habe ich jedenfalls heute endgültig verstanden: In der Eifel gibt es prinzipiell keine ebenen Wege! Die Our fließt, soweit ich ihr heute gefolgt bin, fast durchweg in einem idyllischen und ebenen Tal. Die Straßen aber - egal ob deutsche, belgische oder luxemburgische - schwingen sich an den Berghängen beständig steil auf und ab.

In Ouren, im Dreiländereck Deutschland / Belgien / Luxemburg, zweigte der Radweg vom Fluss auf die deutsche Hochebene ab, und das mit einer Steigung, die mich alle 200 Meter zum Verschnaufen zwang, obwohl ich ohnehin geschoben habe. Oben auf dieser Höhe ist mir bei einer "Radlerpause" (im doppelten Sinn des Wortes) ein Pilger begegnet, der aus dem nördlichen Holland auf dem Weg nach Rom war. Der Wirt, dessen Gaststätte an der Pilgerraute liegt, wusste zu berichten, dass viele Menschen auf diesem Weg mit dem Rad auf Pilgerreise sind.

Ab Dasburg, nach der Abfahrt von der Hochebene, gings bis zur Mündung der Our in die Sauer auf luxemburgischer Seite weiter. Hinter Vianden war's dann mit den Steigungen auf der Uferstraße fast vorbei. An der Mündung der Our in die Sauer bin ich wieder auf deutscher Seite gelandet, wo es zwar ruhiger war (auf der anderen Seite verlief der Radweg entlang einer vielbefahrenen Straße), dafür aber noch einige Steigungen zu überwinden waren.

Heute habe ich hautnah erfahren, wie nervig Motorräder sein können, da es nirgends Radwege gab und heute, am Sonntag, in beiden Richtungen ein Motorradpulk dem anderen folgte.

Bei einer kurzen Rast an der Sauer habe ich anhand der Bahnstreckenkarte (meine Radwanderkarte endete bei Echternach) festgestellt, dass die Mosel in erreichbarer Nähe war, so dass sich die Heimfahrt von dort anbot und damit eine weitere Nacht im Zelt überflüssig war.

Also hab ich noch einen fast dreistündigen Endspurt zunächst bis Wasserbillig und dann weiter bis Trier hingelegt (damit reichte es dann aber auch für heute) und dort gegen halb neun einen verspäteten Zug nach Koblenz erwischt, so dass ich um 0:49 Uhr in Friedberg sein sollte. Leider gab und gibt es heute abend noch mehr Verspätungen. Jetzt sitze ich noch immer in Koblenz rum, weil der IC nach Frankfurt mehr als eine Stunde Verspätung hat. Ich hoffe dann noch nach Friedberg zu kommen und nicht im Frankfurter Bahnhof übernachten zu müssen. Dann wären Campingplatz und Zelt doch besser gewesen!


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Montag, 2. Juni 2003

Nachtrag: Gegen drei Uhr morgens war ich endlich in Friedberg bei Trixi, die mir den Schlüssel rausgelegt hatte!

Der IC von Koblenz hatte schließlich geschlagene 100 Minuten Verspätung, so dass in Frankfurt nix mehr ging. So bin ich dann zum zweiten Mal während einer Tour auf Bahnkosten Taxi gefahren. Mit einer Zugbegleiterin aus dem IC, die heim nach Gießen musste, habe ich mir ein Taxi geteilt (einen Van ausgesucht, weil das Fahrrad reinpassen musste) und bin so bequem bis vor Trixis Haustür gekommen.

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