Die vierte Etappe: Von Wolkenstein bis Greifswald


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Von Wolkenstein nach Königstein

Von Königstein nach Groß-Schönau 

Von Groß-Schönau nach Biehain

Von Biehain nach Kerkwitz 

Von Kerkwitz nach Alt-Zeschdorf 

Von Alt-Zeschdorf nach Neu-Küstrinchen 

Von Neu-Küstrinchen nach Löcknitz 

Von Löcknitz nach Usedom 

Von Usedom nach Greifswald 

Es ist Mittwoch abend, 19.07.2000. Da Birgit kurzfristig beschlossen hat, doch nicht mit mir in Urlaub zu fahren, bin ich jetzt zum zweiten Mal in diesem Jahr unterwegs. Um 19:37 Uhr Abfahrt in Bad Nauheim nach Frankfurt, von dort mit dem Interregio nach Erfurt, wo ich gerade in den Zug nach Weimar gestiegen bin. Von dort geht's noch mal weiter bis Gera, wo ich vier Stunden Wartezeit ( von zwanzig vor eins bis halb fünf am Morgen) überbrücken muß, um dann über Glauchau und Flöha nach Wolkenstein zu fahren, das ich vor knapp zwei Monaten verlassen habe. Dort werde ich gegen neun Uhr ankommen und die erste Tagesetappe angehen.
 

Seit einigen Wochen ruft die Ostsee! Wenn das Wetter mitspielt (seit Wochen war hierzulande fast nur schlechtes Wetter), müßte ich, da ich diesmal 1 ½ Wochen Zeit habe, mindestens am Stettiner Haff ankommen. Mal sehn, wies läuft!

Abendessen - mitgebrachte Brote - hatte ich eben zwischen Fulda und Eisenach. Dort ein kurzer Blick auf die erleuchtete Wartburg.

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Donnerstag, 20. Juli 2000

Die Taschenlampe hab ich vergessen! Deshalb kann ich erst morgens schreiben. Abends war's zu schnell dunkel.

Die Strecke war ausgesprochen schön. Von Wolkenstein direkt zur Grenze bei Reitzenhain, dann zum größten Teil auf kleinen Straßen und sehr schönen Waldwegen direkt an der Grenze entlang gefahren.

Dabei gings weiter ständig auf und ab, aber auch längere Strecken gemütlich an Flüßchen und Bächen entlang. Es gab wieder mal keinen "passenden" Campingplatz, so daß ich nach der fast durchwachten Nacht eine Gewaltstour absolviert habe, die über 144 km bis Königstein an der Elbe führte. Spätnachmittags nach einem Lebensmittelladen gesucht, aber nur durch Dörfer gefahren, wo's keinen gab oder alles schon geschlossen war. Schließlich in Bad Gottsleuba um nach sieben Uhr einen offenen Penny-Markt entdeckt. Auf den letzten Kilometern hat mich wieder mal die Hinweisbeschilderung genarrt: Beim ersten Hinweis auf Königstein waren zehn Kilometer angegeben. Nach ca. zwei Kilometern Fahrt warens dann plötzlich noch vier Kilometer. Wieder ein Stück weiter wurden daraus sechs und nach einem weiteren Kilometer Fahrt sieben. An der nächsten Einmündung stand gar nix mehr, so daß ich schließlich doch auf der vielbefahrenen B 172 gelandet bin. Um das zu vermeiden, hatte ich mich vorher schiebend über einen steilen Anstieg gequält (fahrend ging nicht mehr, die Luft war raus!).

Jetzt bin ich auf einem schönen Campingplatz direkt an der Elbe, daneben die Bahnlinie, auf der über Nacht zum Glück nichts los war. Leider ist das Gelände schräg, so daß ich mich immer wieder am Fußende wiedergefunden habe.
 

Trotzdem habe ich gut geschlafen. Es ist schon nach neun Uhr und ich bin noch nicht aufgestanden. Nachdem es gestern trocken, aber kalt war, hat's heute morgen ein bißchen geregnet.

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Freitag, 21. Juli 2000

Wieder kann ich erst morgens schreiben. Gestern lange geschlafen, erst um 10:00 Uhr gefrühstückt und gegen 11:00 Uhr gestartet. Vier Kilometer die Elbe entlang, dann hinüber nach Bad Schandau, von dort das Kirnitzschtal hinauf, ein malerisches Tal im Elsandsteingebirge. Die letzten Kilometer steil bergauf nach Hinterhermsdorf. Anstrengend gings weiter: Steilen Abfahrten folgten mehrere lange, steile Aufstiege bis es dann hinab in die Oberlausitz ging. Das ist eine schöne Landschaft mit sanfteren Hügeln, malerischen Dörfern und vielen Umgebindehäusern. Hauptzweck dieser Konstruktion soll, so wurde mir berichtet, die besonders gute Wärmedämmung sein (hinter den Bögen ist die Wand mit Lehm aufgebaut).
 

Jetzt bin ich in Groß-Schönau gelandet, dicht am äußersten Zipfel Deutschlands, ca. 20 Kilometer von Zittau entfernt. Das heißt, daß ich heute mittag an der Neiße bin und damit die Berg- und Talfahrten weitgehend hinter mir habe. Der Zeltplatz auf diesem Gelände ist ein nackter Sandstreifen unter Bäumen, daneben Sanitärcontainer. Für 8,50 DM ist's aber o.k.

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Samstag, 22. Juli 2000

Um 10:00 Uhr Start in Richtung Südosten über Johnsdorf, dann lange Abfahrt nach Zittau. In Johnsdorf eine Schraube für eine defekte Packtasche organisiert und in Zittau eine Taschenlampe und Fahrradhandschuhe gekauft. Dann den Neißeradweg nicht gefunden und, da ich ohnehin nach Herrnhut abiegen wollte, an der Hauptstraße weitergefahren. In dieser Gegend gibt es sehr viele Straßendörfer, die, obwohl klein, sich locker zwei bis drei Kilometer hinziehen. In Herrnhut, wohin noch einige Steigungen zu überwinden waren, habe ich ein wenig die Stadt erkundet, im Völkerkundemuseum eine Zinzendorf-Sonderausstellung angeschaut (er ist vor 300 Jahren geboren) und in einem anderen Museum eine Ausstellung über die Geschichte der Brüdergemeine.

Weiter gings dann über Land zu dem Campingplatz, auf dem ich jetzt gelandet bin (bei Biehain), so daß ich bis jetzt die Lausitzer Neiße nicht gesehen habe, obwohl ich Görlitz schon hinter mir habe.
 

Der Campingplatz ist ziemlich lebhaft. Ich hoffe, die Nacht wird trotzdem einigermaßen ruhig. Mein Zelt steht 1 ½ Meter vom Ufer des kleinen Waldsees entfernt. Könnte richtig idyllisch sein, wenn nicht … (s. o.).

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Sonntag, 23. Juli 2000

Wieder ein Campingplatz an einem Waldsee, diesmal abseits vom Wasser das Zelt aufgestellt. Die letzte Nacht war sehr unruhig. Nachdem die größeren Kinder, denen ich mit meinem Zelt wohl im Weg war, endlich schlafen gegangen waren, fingen offensichtlich betrunkene Jugendliche in der Nähe an zu randalieren. Mich haben sie zum Glück übersehen. Als das vorbei war, dröhnte gegen halb vier plötzlich Schlagermusik über den Platz ( Peter Alexanders kleine Kneipe und vieles mehr). Morgens hatte ich dann Probleme, in die Gänge zu kommen.

Um halb zehn ging's dann los. Da ich gern irgendwo zum Gottesdienst wollte, habe ich mir vorgenommen, den ersten Kirchturm anzusteuern. Der fand sich nach 12 Kilometern in Rothenburg und gehörte zur evangelischen Kirche, in der gerade der Gottesdienst angefangen hatte. Also hab ich schnell was übergezogen und bin reingeschlichen. War ein schöner Abendmahlsgottesdienst in einer alten Kirche mit einem alten Pfarrer.

In Bad Muskau hab ich was gegessen und den Fürst-Pückler-Park angeschaut (was ich mir schon zu Hause vorgenommen hatte). Dieser Schlosspark rund um ein noch ziemlich vergammeltes Schloß ist so groß, daß ich nur einen Teil gesehen habe.

Danach gings immer an der Neiße lang, meist auf dem Deich, gegen den Wind bis Kerkwitz zwischen Forst und Guben. Fast eine Stunde bin ich rumgeirrt, bis ich den Campingplatz gefunden habe. Hier habe ich ein ruhiges Plätzchen zwischen Dauerstandplätzen gefunden. Außer einem Chemnitzer mit Dackel und seinen Schwiegereltern ist kaum jemand da. Letztere haben mir den Schlüsselbund für Toiletten und Duschen geliehen (die Rezeption ist Sonntag nachmittags geschlossen) und ersterer hat mir mit zwei Büchsen Regenten-Pils (die Dose zu 49 Pfennig) ausgeholfen, da ich kaum noch was zu trinken hatte. Eine Dose Erbseneintopf hatte ich schon in Forst am Bahnhof gekauft. Zum Frühstück wird's zum zweiten Mal nur Kaffee und ½ Tafel Schokolade geben.
 

Übrigens war heute der erste schöne Tag. Nachdem ich in den ersten drei Tagen keine halbe Stunde Sonne gesehen habe, da die grauen Wolken wie festgedübelt am Himmel hingen, lockerte es heute zunehmend auf und ich konnte endlich ohne lange Ärmel fahren. So kanns bleiben!

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Montag, 24 Juli 2000

Und wieder an einem See! Die letzte Nacht war herrlich ruhig. Von 22:00 bis 5:00 Uhr durchgeschlafen, dann noch mal bis fast 8:00 Uhr.

In Guben Karte gesucht und nur eine Regionalkarte bekommen, die bis Frankfurt an der Oder reicht. Dann auf Empfehlung der Chemnitzer vom Campingplatz das Kloster Neuzelle besucht. Die dortige Barockkirche ist so mit Zierde und Prunk überladen, daß ich gleich wieder geflüchtet bin (nach einem Klosterbier).

Anschließend durch Eisenhüttenstadt gefahren, vorbei an endlosen Reihen halb bis ganz leerstehenden Plattenbauten. Rund um Eisenhüttenstadt wimmelt es von Störchen. Nachdem mir an der Neiße nur ein einsames Exemplar begegnet war, habe ich heute mindestens dreißig gesehen.

Von der Oder, der ich jetzt schon mindestens fünfzig Kilometer folge (in Ratzdorf mündet die Lausitzer Neiße in die Oder), habe ich noch nicht viel gesehen. Während der Neiße-Radweg meist auf dem Deich verlief, versteckt sich der Oder-Radweg fast durchgehend dahinter.

An der Neiße bin ich an einigen Brückenstümpfen vorbeigekommen, wo es früher direkte Verbindungen "nach drüben" gegeben hat. An der Oder hab ich noch nichts dergleichen gesehen. Allerdings sieht man öfter, daß diese Verbindungen mal dagewesen sind. In größeren Abständen gibt es Orte direkt am Fluß, die gegenüber ein Pendant haben, meist mit ähnlichem Namen (z. B. Aurith - Urad). An solchen Stellen habe ich mich gefragt, wann Europa auch hier zusammenwächst.

Wo ich jetzt gelandet bin, ists nicht so ganz tellerflach. Nach Alt-Zeschdorf, wo der Campingplatz am See liegt, waren mehrere sanfte Steigungen zu überwinden. Mein Hintern hat mir heute - trotz eifriger Melkfett-Therapie während der ganzen bisherigen Fahrt - ziemliche Probleme bereitet. Mit den Schontagen klappts aber auch nicht so recht. Seit drei Tagen will ich eigentlich langsamtreten und dann kommen doch immer wieder Tagesetappen von 100 und mehr Kilometern zusammen. Mal sehen, wies morgen wird.
 

 Nachdem schon für heute Regen angesagt war und statt dessen den ganzen Tag die Sonne schien, wird's vielleicht morgen zwangsweise ruhig.

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Dienstag, 25. Juli 2000

Der heutige Tag war ziemlich durchwachsen. Morgens um 5:00 Uhr fings an zu regnen. Zum Glück werde ich immer bei den ersten Tropfen wach, so daß ich die Wäsche reinholen konnte (außer Hand- und Badetuch auch das frischgewaschene Trikot - war grad trocken). Vormittags hats weitergeregnet. Um 11:00 Uhr konnte ich endlich starten. Der Deich ist hier über weite Strecken Baustelle. Nach dem Hochwasser 1997 wird hier immer noch saniert und verstärkt. Wo ich jetzt gerade bin, war wohl das Zentrum der Katastrophe. Die meisten Baustellen kann man holpernd durchfahren, zweimal mußte ich aber größere Umwege machen. Die Gegend ist ziemlich dünn besiedelt. Viele kleine Dörfer meist aus kleinen, einfachen Häusern.

Die Fahrt am Deich beginnt schon beinahe langweilig zu werden. Heute nachmittag gabs ein heftiges Gewitter. Zum Glück habe ich am Ortsrand von Groß-Neuendorf auf einer Bank gewartet und konnte rechtzeitig in das "Landfrauencafé" flüchten. Um viertel nach fünf gings an das letzte Stück Richtung Campingplatz, den ich am frühen Abend erreicht habe. Jetzt, um 21:00 Uhr, hat es wieder angefangen zu regnen.

Der Campingplatz ist ein großer Garten am Ortsrand von Neu-Küstrinchen, der von einer ca. 50-köpfigen deutsch-polnischen Jugendgruppe bevölkert wird. Zum Glück habe ich mich heute nachmittag mit Essen für heute abend und morgen früh eingedeckt.
 

 In diesem Dorf gibt's nämlich gar nichts. Eben wollte ich noch einen trinken gehen, um der Unruhe zu entgehen, aber hier gibt's nicht mal eine Kneipe. Alles totenstill!!

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 Mittwoch, 26. Juli 2000

Seit heute in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs. Brandenburg liegt damit hinter mir.

Heute morgen sah's trübe aus! Dicke graue Wolken, aber erst mal kein Regen. Zeitig gefrühstückt und um 9:00 Uhr - mit regenverpacktem Gepäck - gestartet. Nach vier Kilometern fing's an zu regnen. Erst ziemlich unbequem verkrochen (unter einer Gedenk-Installation an das Jahrhunderthochwasser), dann weitergefahren. Nach kurzer Zeit hörte es wieder auf und blieb trocken. Zwischendurch habe ich mehrmals "Bekannte" von gestern nachmittag wiedergetroffen. Ab mittags wurde es wieder angenehm, nur noch wolkig.

Die Fahrt durch den Naturpark Untere Oder war wirklich schön. Sogar Schwarzstörche, Kolkraben und Seeadler habe ich gesehen. Den Entschluß, zwischendurch nicht dem Hauptradweg, sondern weiter der Oder zu folgen, mußte ich mit 20 Kilometern Plattenweg zum Teil von der übelsten Sorte bezahlen. Dafür hat mir ein Schäfer dort viel interessantes über Land, Leute und Natur erzählt. Irgendwann war dann meine Karte zu Ende und es ist mir bis jetzt nicht gelungen, die Anschlußkarte zu bekommen. So bin ich jetzt im "Blindflug" unterwegs.

Seit ich die Oder verlassen mußte, fahre ich durch eine Agrarindustrielandschaft. Das ist mir gar nicht gleich aufgefallen, weil es Ähnlichkeit mit der Wetterau hat: Weizen, Mais und Raps - nur die Zuckerrüben fehlen. Wellig bis hügelig ist es auch.

Und die Straßen!! In den Dörfern und Städtchen und teilweise auf kleinen Verbindungsstraßen hat's jede Menge Pflaster - meist von der allerbesten, "großzügigen" Sorte. Wenn es keine Ausweichmöglichkeit gibt, bleibt nur Schrittgeschwindigkeit, sonst zerlegts das Fahrrad. Häufig gibt es auf einer Straßenseite einen plattgefahrenen Sandstreifen von einem bis anderthalb Meter Breite. Den nutzen Radfahrer unabhängig von der Fahrtrichtung. Aber Vorsicht! Stellen mit losem Sand unbedingt meiden!! Dort wird das Rad unvermittelt aus der Spur gerissen und gestoppt! Hilfreich sind auch Gehwege, die ich mittlerweile, egal wie schmal, hemmungslos nutze. Man lernt halt dazu!

In Gartz steht eine interessante Kirche: Ein großes Gebäude mit einem breiten, rechteckigen Turm. Das Schiff war zerstört und es wurde nur die dem Turm gegenüberliegende Hälfte wiederaufgebaut. Dazwischen klafft eine große Ruine. Hier gibt's übrigens viele Backsteinkirchen
 

Jetzt bin ich auf einem Campingplatz in Löcknitz, 20 bis 30 Kilometer südlich von Pasewalk, offensichtlich wieder ein ruhiger Platz mit vielen Datschen. Jetzt, um 21:30 Uhr, kehrt schon Ruhe ein. Wenn das Wetter mitspielt und sonst nichts dazwischkommt, werde ich morgen die Ostsee erreichen.

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Donnerstag, 27. Juli 2000

Zum zweiten Mal (nach Konstanz - Meersburg) auf einer Fähre. Diesmal geht's übers Stettiner Haff von Altwarp nach Swinoujscie, wie Swinemünde heute heißt. Jetzt ist es 14:00 Uhr, in ca. 1 ½ Stunden bin ich drüben.

Heute morgen bei trübem Wetter nach wieder mal ruhiger Nacht um 9:00 Uhr gestartet. Ab Löcknitz wars vorbei mit der Agrarwüste. Bis zum großen Wasser nur noch Wälder und Viehweiden. Um 11:30 Uhr war ich in Warsin am Wasser, dann weiter nach Altwarp zur Fähre, die jetzt, nachdem ich mir die Wartezeit mit einem Salat, 2 Radler und Stephen King vertrieben habe, gerade startet.

Auf dem Weg hierher habe ich eine neue Art sparsamen Straßenbaus kennengelernt: Auf sechs Kilometer war von zwei Fahrspuren eine ordentlich asphaltiert und wurde in beiden Richtungen genutzt. Die zweite Spur war eine unbefestigte Holperpiste. Bei Gegenverkehr hieß es hurtig auf diese Piste ausweichen!

Das mit der Karte habe ich inzwischen aufgesteckt. Bis hier und dann rüber nach Greifswald geht's mit Durchfragen, danach hab ich Evas Freizeitkarte,die bis hinter Rügen reicht. …

Jetzt ist es Abend und ich bin wieder mal auf einem total überfüllten Campingplatz gelandet. Es war mal der größte Campingplatz der DDR, wurde inzwischen stark "verkleinert" (von 8.000 auf ca. 3.000 Plätze) und zieht sich vier Kilometer am Strand entlang. Zu welchem Ort auf Usedom er eigentlich gehört, weiß ich nicht. Jedenfalls habe ich eines der letzten halbwegs brauchbaren Plätzchen ergattert und dafür 16 DM bezahlt, den bisherigen Spitzenpreis auf dieser Tour. Zum Spülen (heute abend gabs zum zweiten Mal Soljanka) mußte ich anstehen.

Heute nachmittag um viertel vor vier bin ich endlich von dem Schiff runtergekommen. Die Fahrt durch Swinoujscie zurück nach Deutschland war dank der zum Teil nonverbalen Auskunft eines Taxifahrers (zurück - Kirche - rechts - immer geradeaus) kein Problem. Anschließend bin ich mangels Karte erst mal etwas rumgeirrt und hatte dann bei der Fahrt entlang diesem Riesen-Campingplatz keine Lust mehr weiterzufahren. Schließlich war es auch schon halb sechs. Meine Tagesetappe ist damit bescheiden ausgefallen. Macht nix! Schließlich bin ich ja an der Ostsee angekommen, womit das Ziel eigentlich erreicht ist.
 

Nach dem Abendessen und vor dem Duschen bin ich erstmal am Strand entlanggewandert, durchs Wasser gewatet, habe den Wellen gelauscht - und Birgit vermißt!

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 Freitag, 28. Juli 2000

Stralsund, Bahnhof, 18:00 Uhr. Ich bin auf der Heimreise. Heute gegen mittag fings an zu regnen, nicht heftig, aber ausdauernd. Nachdem ich Usedom am Nordrand durchquert hatte, bin ich gerade noch halbwegs trocken in Wolgast angekommen. Dort ca. 1 ½ Stunden vor einem Café am Marktplatz unter der Markise gesessen, eine Kleinigkeit gegessen und schließlich im Regen weitergefahren. Geregnet hat's dann bis Greifswald und für morgen ist das gleiche Wetter angesagt.

Also bin ich dort zum Bahnhof gefahren und habe mich nach einer Nachtfahrt mit Wochenendticket erkundigt. Nachtfahrt war nicht und außerdem überhaupt nur eine mögliche Verbindung von 5:40 Uhr bis nach 20:00 Uhr, da die Fahrt um Niedersachsen herumführen mußte, wo das Wochenendticket während der Expo nicht gilt.

Einen nahegelegenen Campingplatz gab's nicht, die Jugendherberge war voll und mich zwölf Stunden um den Bahnhof rumdrücken wollte ich auch nicht. Statt viel Geld für eine Hotelübernachtung zu investieren, habe ich lieber mein schon gekauftes Wochenendticket gegen eine reguläre Fahrkarte eingetauscht und bin gleich gestartet. Es geht über Hamburg nach Hause. Ob ich einen Platz im Nachtzug nach Frankfurt bekomme, weiß ich noch nicht. Zum Reservieren war's zu spät. Wenn alles gut geht, bin ich morgen um 5:56 Uhr in Bad Nauheim.

Schade, jetzt bin ich für diesmal nicht nach Rügen gekommen und habe auch die 1.000 Kilometer nicht voll gekriegt. Ohne Regen hätte ich ersteres heute noch und das andere morgen erreicht.

Alles in allem war dies die bisher abwechslungsreichste Etappe mit viel Natur, Bergen, Flußlandschaften, Meer, insgesamt viel Natur, dazu ein ultrakurzer Abstecher nach Polen. Außerdem wars ein Härtetest für Fahrrad und Körper (Hintern, Rücken, Arme, Hände) wegen der vielen Pflasterstraßen und Plattenwege.
 

Von den "neuen Ländern", soweit ich sie bereist habe, nehme ich eine Menge Eindrücke mit nach Hause. Auf zu Hause freue ich mich jetzt! Es war - wenn auch etwas kürzer als geplant - lang genug!

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